28.10.2018
Das Architektur Forum Schwyz in Antwerpen

Eine interessierte Schar von 21 «Kulturentdeckern» des Architektur Forum Schwyz unternahm Ende Oktober eine Reise nach Antwerpen, der grössten Stadt Belgiens.

Antwerpen hat grosse internationale Bedeutung durch seinen Seehafen, welcher der zweitgrösste in Europa ist, als auch als Handelsstadt. Die Stadt ist auch das weltweit wichtigste Zentrum für Verabeitung und Handel von Diamanten. Durch die internationalen Kontakte und durch die vorhandenen finanziellen Mittel hat Antwerpen eine lange Tradition als Kultur- und Architekturstadt. Nach einer Phase des Niedergangs haben die Anstrengungen der Politik in den letzten 15 Jahren bemerkenswerte Dynamik in die Stadtentwicklung und die Umsetzung zeitgenössischer Architektur gebracht. Grund genug - neben der auch vorhandenen umfangreichen historischen Bausubstanz - ein verlängertes Wochenende in Belgien zu verbringen.

Nach der frühmorgendlichen Abreise in Kloten konnten wir den Vormittag des ersten Tages mit einer Busfahrt übers Land von Brüssel nach Antwerpen verbringen. Nach der Besichtigung von „de Melkerij“ - eines privaten Konzertsaales - und einem privaten Einfamilienhaus war das Mittagessen in Opwijk ein erster bemerkenswerter Kontakt mit der belgischen Gastronomie. Die Fahrt führte uns anschliessend weiter zur Rosenberg Abbey, einer Klosteranlage von 1975, welche momentan leider leer steht. Nach der Ankunft in Antwerpen war als letzter Programmpunkt des Tages ein Besuch des Stadtteils westlich des Flusses Schelde eingeplant. Anschliessend konnten wir zu Fuss durch den historischen Fussgängertunnel unter der Schelde unser Hotel erreichen.

Der nächste Tag begann mit einem Stadtspaziergang durch das Zentrum Antwerpens, wobei wir durch den einheimischen Architekten Christian Kieckens geführt wurden. Der Nachmittag fokussierte sich auf den Entwicklungsschwerpunkt des Quartiers „Cadix“, ein kürzlich umgenutzter Teil des Hafenareals nördlich des Stadtzentrums. Die niederländische Architektin Floris Cornelisse erläuterte uns einige Neubauprojekte in diesem Gebiet. Als Abschluss konnten wir von der Panoramaterrasse des Museum „an de Stroom“ MAS den eindrücklichen Blick über das Hafenareal und das Stadtgebiet von Antwerpen geniessen.

Am Samstag mussten wir leider wegen der Witterung auf die geplante Velorundfahrt verzichten und das Besichtigungs-Programm mit dem Bus durchführen. Die AG Vespa - ein städtisches Unternehmen für Stadtentwicklung – kauft Parzellen, entwickelt diese mit innovativen Architekten und verkauft dann die gebauten Projekte. Durch gezielte Eingriffe sollen so problematische Quartiere aufgewertet werden. Im Quartier Borgerhout konnten wir einige solche Projekte sehen. Das Innenhofgebäude „Drukkerij“ der Architekten „Collectief Noord“ zeigte eindrücklich, wie aus einer ehemaligen gewerblichen Hofsituation ein stimmiges Wohn- und Ateliergebäude entstanden ist. Das Nachmittagsprogramm umfasste einige Gebäude des Architekten Renaat Braem. Sein privates Wohn- und Atelierhaus entstand in den 50er Jahren und ist heute denkmalschützt. In den 70er Jahren konnte Braem im Westen der Stadt mehrere soziale Wohnungsbauten erstellen, welche einen Park umschliessen. Anschliessend konnten wir im Middelhempark noch den Pavillon von Braem besichtigen und einen weiteren Pavillon aus neuerer Zeit.

Am vierten Tag führte uns ein Spaziergang entlang der Schelde in den Süden Antwerpens, wo das neue Quartier „Niewe Zuid“ nach einem Städtebauplan von Secchi Vigano entstanden ist. Ein Teil der Gebäude ist noch im Bau, aber einige Gebäude sind erstellt und das Quartier nimmt Gestalt an. Nach dem Mittagessen verbrachten wir den Nachmittag im Kunstzentrum de Singel. Die aktuelle Architekturausstellung im Museum zeigte das Leben und Werk des modernistischen belgischen Architekten Léon Stynen. Nach diesem Ausklang traten wir die Rückreise an: via Brüssel wieder zurück in die Schweiz. Dank der perfekten Planung der Reise durch Urs Geiger und das reichhaltige Besichtigungsprogramm von Roland Züger werden uns die vier Tage in Antwerpen noch lange in Erinnerung bleiben. Neben den architektonischen Eindrücken sind auch die gastronomischen Genüsse Belgiens wichtiger Teil dieser Erfahrung.

Daniel Schnellmann 

Bilder: Roland Züger, Daniel Schnellmann

Hier gehts zum Bericht im Bote der Urschweiz, erschienen im November 2018

Hier gehts zum Bericht, erschienen  20. November 2018