05.10.2018
Halbtagesexkursion, Flims–Ilanz–Valendas

Wie steht es um die aktuelle Baukultur in Graubünden? Nebst den bekannten Exponenten, die sich auf den Umlaufbahnen des Starsystems bewegen sind immer wieder lokale Entwicklungen auszumachen, die ortsbauliche Situationen oder gar ganze Dörfer nach vorne bringen. 

Programm

  • 14.30 Uhr – 15.00 Uhr Flims – Atelierbesuch Nickisch Walder Architekten
  • 15.00 Uhr – 16.00 Uhr Spaziergang Flims, Besichtigung Ferienwohnung Casa Olza, Refugi Lieptga, Atelier Valerio Olgiati, Flims
  • 16.00 Uhr – 16.30 Uhr Gelbes Haus mit Ausstellungsbesuch 
  • 17.00 Uhr – 18.00 Uhr Ilanz – Cafépause im Hotel Casutt und Besichtigung Kino, Capaul & Blumenthal
  • 18.00 Uhr – 19.00 Uhr Valendas - Besichtigung Türalihus Capaul & Blumenthal und Altes Schulhaus, Nickisch und Walder Architekten
  • 19.00 Uhr – 22.00 Uhr Abendessen Gasthaus zum Brunnen von Gion A. Caminada

Selbst mit einfachsten Bauaufgaben wie einer Waldhütte macht die jüngste Generation von Bauschaffenden in Graubünden auf sich aufmerksam. Das «Refugi Lieptgas» von Nikisch Walder in Flims beinhaltet gerade einmal ein Wohnzimmer mit Tageslicht über der Erde. Aber das Haus birgt ein Geheimnis: In einem unteren Raum lässt sich baden und ausruhen. Und das einfache Haus hält selbst in seiner Baukonstruktion eine Erzählung bereit: Die Betonstruktur ziert das Bild des Strickbaus des alten Stalls, vertraut und unerwartet zugleich.

Im Gegensatz dazu verweigert das «Gelbe Haus» in Flims geradezu eine Erzählung an seiner Fassade. Zur Präsentation der Sammlung von Rudolf Olgiati hat sein Sohn Valerio den Bau entkernt, den Eingang zur Seite verlegt und eine neues Dach konzipiert. An der Fassade hat er den traditionellen flächigen Putz entfernen lassen und Teile der Fensteröffnungen zubetoniert in einen Rohzustand zurückgeführt.

Rohes und Archaisches liegt auch im Interesse von Capaul & Blumenthal, die wie Nikisch Walder einer jungen Generation angehören. Mit ihrem Kino in Ilanz aus Stampflehm haben sie 2010 viel Beachtung genossen, genauso wie ihr Arbeit in Valendas. Am oft schattigen Hang gegenüber von Flims gelegen, hat sich das Dorf erfolgreich gegen seinen Niedergang gestemmt. Mit einer breit getragenen Initiative und einer Handvoll guter Architekturprojekte, wie dem Umbau eines alten Palazzos im Dorfkern für «Ferien im Baudenkmal» oder dem neuen Gasthaus am Brunnen von Gion A. Caminada ist Valendas zum Dorfgespräch geworden, das über die Schweizer Landesgrenzen hinaus Gehör findet.

Bilder: Reto Steinegger